Grundsätze

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Mindestens 55 Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler wurden zwischen 1942 und 1945 errichtet, fast alle an Standorten der SS sowie der Kriegs- und Rüstungsindustrie des Dritten Reiches. Dort mussten KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsar­beit leisten, nicht selten bis zum Tode. Nach der Auflösung des Hauptlagers und der links­rheinischen Außenlager im September 1944 bestand das „KL Natzweiler” bis zum Kriegs­ende unter dem alten Namen in seinen rechtsrheinischen Außenlagern fort; in der letzten Kriegsphase forderten die Verschärfung der Situation und die Evakuierungs- und Todes­märsche nochmals zahlreiche Opfer.
Verstärkt seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts setzten sich Bürgerinnen und Bürger an einigen ehemaligen Außenlager-Orten bzw. damit verbundenen Produktionsstätten für die Einrichtung von Gedenkstätten ein. Diese haben ihre jeweils individuelle Geschichte. Die historisch gewachsene Eigenart und Eigenständigkeit der Erinnerungsorte sind als hohes Gut zu bewahren.
Dennoch haben die Gedenkstätten im Verbund des ehemaligen KZ-Komplexes Natzweiler vieles gemeinsam.

  • Alle Gedenkstätten haben es auf der historischen Ebene mit einer multinationalen Häftlings­gesellschaft zu tun – mit der Folge, dass die lokale Erinnerungsarbeit von Anfang an eine europäische, grenzüberschreitende Dimension erhielt. Die Gedenkstätten unterhalten Bezie­hungen zu Überlebenden und ihren Familien, deren Organisationen und weiteren Einrich­tungen im europäischen und außereuropäischen Ausland; die Arbeit geschieht im Geist der Versöhnung und Völkerverständigung.

  • Alle Gedenkstätten verstehen sich als historisch-politische Lernorte für Jugendliche und Erwachsene und haben ein differenziertes pädagogisches Angebot entwickelt. Sie stehen im Kontakt mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen und empfangen Gruppen aller Art. Sie wenden sich mit Gedenkfeiern, vielfältigen Informationsveranstaltungen und Mitmach-Angeboten an die Öffentlichkeit.

  • Alle Gedenkstätten treten mit ihrer Bildungsarbeit für Menschenrechte, für Rechtsstaatlich­keit und Demokratie, gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein.

Immer stärker ist bei den KZ-Gedenkstätten das Bewusstsein dafür gewachsen, dass sie eine gemeinsame Geschichte bearbeiten. Dies hängt historisch mit der dauernden Verschiebung von Opfern wie Tätern innerhalb des Gesamtkomplexes „Natzweiler” zusammen. Damit kommt auch der in Frankreich gelegene Ort des ehemaligen Hauptlagers und das dort ange­siedelte Centre européen du résistant déporté (CERD) immer mehr in den Blick. Seit vielen Jahren gibt es deshalb eine gute Zusammenarbeit der Gedenkstätten untereinander, auch ver­stärkt mit dem CERD.

Durch die Gründung eines Verbundes soll die Zusammenarbeit der Gedenkstätten besser organisiert und wirksamer gestaltet werden.