Internes VGKN-Colloquium

„Forschungsfragen zum KZ-Komplex Natzweiler “

VGKN-Mitglieder mit Sibylle Thelen (LpB, 1.v.r.) während es Forschungscolloquiums 2019 in Stuttgart (© Anja König)

Am 26. Oktober 2019 trafen sich Vertreter:innen der Mitgliedsgedenkstätten des VGKN in den Räumen der LpB Baden-Württemberg in Stuttgart, um gemeinsam über grundsätzliche Forschungsfragen zu diskutieren. Dabei standen zwei Themen im Vordergrund: 

Marco Brenneisen (Mannheim) problematisierte die uneinheitliche Definition und Verwendung der Begriffe „Außenlager“ und „Außenkommando“ sowie die damit verbundene Unklarheit über die Anzahl der Lager im KZ-Komplex Natzweiler. Er unterbreitete in seinem Vortrag Vorschläge hinsichtlich Begriffsbestimmungen, Definitionskriterien sowie zur zahlenmäßigen Bestimmung der Außenlager. Die Anwesenden verabschiedeten eine Arbeitsdefinition und definieren insgesamt 53 Lager als Außenlager des KZ Natzweiler.  

 Im zweiten Teil des Colloquiums beleuchtete Arno Huth (Neckarelz) die Quellenlage und den Forschungsstand zur Anzahl der im KZ-Komplex Natzweiler ums Leben gekommenen Häftlinge und präsentierte neue Forschungsergebnisse zu dieser Fragestellung. Dabei konnte er nachweisen, dass die bislang etablierte Annahme, in Natzweiler und seinen Außenlagern seien etwa 22.000 Menschen getötet worden oder verstorben, einer genaueren Prüfung nicht standhält. Nach Auswertung umfangreichen Quellenmaterials kommt Huth auf eine Gesamtzahl von 14.450 bis 15.000 Todesopfern, davon bis zu 3.000 im Stammlager, 8.500 in den Außenlagern sowie mehr als 2.500 auf Evakuierungsmärschen und -transporten; zudem wurden bis zu 400 Menschen, die nicht als Häftlinge des KL Natzweiler registriert waren, dort hingerichtet. 

Abschließend präsentierte der Historiker und Informatiker André Heck den aktuellen Arbeitsstand bzgl. der Häftlings-Datenbank zum KZ-Komplex Natzweiler – ein großes deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt von VGKN und CERD.