Vorstellung des Vereins
Der Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V. (VGKN) ist ein Zusammenschluss von heute 16 KZ-Gedenkstätten und -initiativen, die an Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler (Elsass) in Südwestdeutschland erinnern. Er koordiniert Gemeinschaftsprojekte der Gedenkstätten und fördert die Vernetzung untereinander sowie mit anderen Organisationen und Institutionen. Gemeinsam mit dem Centre Européen du Résistant Déporté (CERD I Gedenkstätte Natzweiler) und weiteren europäischen Partner:innen bemüht sich der Verbund insbesondere um eine kontinuierliche deutsch-französische Zusammenarbeit in der historisch- politischen Bildungsarbeit, in der Zusammenführung von Forschungsergebnissen und in einer zeitgemäßen Öffentlichkeitsarbeit.
Ziel des Vereins ist es, die historische Dimension des KZ-Komplexes Natzweiler sowie die grenzübergreifende Gedenk- und Erinnerungslandschaft zu verdeutlichen. Zugleich setzen sich der Verbund und seine Mitgliedsgedenkstätten für Menschenrechte, für Rechtsstaatlichkeit und gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein.
Wir stellen Ihnen mit diesem Video die Geschichte und die Arbeit des "Verbunds der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V." vor:
Verwaltung
Dr. Marco Brenneisen
1. Vorsitzender
Nadja Diemunsch
2. Vorsitzende
Historie und Gedenkstättenarbeit
Zwischen 1942 und 1945 bestanden im Elsass, in Lothringen, im Moselgebiet sowie vor allem in Baden und Württemberg mindestens 55 kleinere Konzentrationslager, die dem im annektierten Elsass gelegenen KZ Natzweiler als Außenlager zugeordnet waren. Die Errichtung dieser Lager orientierte sich an den Bedürfnissen der Kriegs- und Rüstungsindustrie, SS-eigener Betriebe sowie von kriegswichtigen Bauvorhaben. Die KZ-Häftlinge mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, nicht selten bis zum Tod. Nach der Auflösung des Hauptlagers und der linksrheinischen Außenlager im September 1944 bestand das „KL Natzweiler” bis kurz vor Kriegsende unter diesem Namen als Verwaltungseinheit in Gestalt seiner rechtsrheinischen Außenlager fort; in der letzten Kriegsphase forderten die immer dramatischer werdenden Zustände in den Lagern sowie die Evakuierungs- und Todesmärsche zahlreiche weitere Opfer. Insgesamt waren im KZ-Komplex Natzweiler (Stammlager und Außenlager) rund 52.000 Menschen inhaftiert, davon mehr als zwei Drittel ausschließlich in den Außenlagern. Etwa 15.000 Häftlinge überlebten die KZ-Haft nicht.
Verstärkt ab den 1980er Jahren setzten sich Bürger:innen an einigen ehemaligen Außenlager-Orten bzw. damit verbundenen Produktionsstätten für die Einrichtung von Gedenk- und Dokumentationsstätten ein. Diese haben ihre jeweils individuelle Geschichte. Die historisch gewachsene Eigenart und Eigenständigkeit der Erinnerungsorte sind als hohes Gut zu bewahren.
Dennoch haben die Gedenkstätten im Verbund des ehemaligen KZ-Komplexes Natzweiler, neben der Zugehörigkeit des jeweiligen Lagers zum “KL Natzweiler”, vieles gemeinsam.
- Alle Gedenkstätten haben es auf der historischen Ebene mit einer multinationalen Häftlingsgesellschaft zu tun – mit der Folge, dass die lokale Erinnerungsarbeit von Anfang an eine europäische, grenzüberschreitende Dimension erhielt. Die Gedenkstätten unterhalten Beziehungen zu Überlebenden und ihren Familien, deren Organisationen und weiteren Einrichtungen im europäischen und außereuropäischen Ausland; die Arbeit geschieht im Geist der internationalen Zusammenarbeit, der Versöhnung und Verständigung.
- Alle Gedenkstätten verstehen sich als historisch-politische Lernorte für Jugendliche und Erwachsene und haben differenzierte pädagogische Angebote entwickelt. Sie stehen im Kontakt mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen und empfangen Gruppen aller Art. Sie wenden sich mit Gedenkfeiern, vielfältigen Informationsveranstaltungen und Partizipationsmöglichkeiten an die Öffentlichkeit.
- Alle Gedenkstätten treten mit ihrer Bildungsarbeit für Menschenrechte, für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein.
Immer stärker ist bei den KZ-Gedenkstätten das Bewusstsein dafür gewachsen, dass sie eine gemeinsame Geschichte bearbeiten – nicht zuletzt dadurch, dass Opfer und Täter häufig in verschiedenen Lagern inhaftiert bzw. eingesetzt waren. Damit kommen auch der in Frankreich gelegene Ort des ehemaligen Hauptlagers und das dort angesiedelte Centre Européen du Résistant Déporté (CERD I Gedenkstätte Natzweiler) immer mehr in den Blick. Seit vielen Jahren gibt es eine gute Zusammenarbeit der Gedenkstätten untereinander, auch verstärkt mit dem CERD. Mit der Gründung unseres Verbundes soll diese Vernetzung und Zusammenarbeit der Gedenkstätten besser organisiert und wirksamer gestaltet werden.
Seit 2024 ist der VGKN e.V. Mitglied des International Natzweiler Committee/Comité International de Natzweiler.
Gründungsversammlung
des VGKN am 05.11.2016 in Stuttgart
Von links: Manfred Krey, Dorothee Roos, Felix Köhler, Dr. Albrecht Dapp, Harald Roth, Brigitta Marquart-Schad, Dr. Nikolaus Back, Sibylle Thelen (LpB), Dieter Grupp, Sören Fuß, Marco Brenneisen. © I. Dapp

VGKN-Vorstandschaft
seit der Gründung
Erste/r Vorsitzende/r: Dorothee Roos (2016-2020), Dr. Marco Brenneisen (seit 2020);
Zweite/r Vorsiztende/r: Brigitta Marquart-Schad (2016-2019), Marco Brenneisen (2019/20), Dr. Tobias Markowitsch (2020-2024), Nadja Diemunsch (seit 2024);
Schatzmeister: Dr. Albrecht Dapp (2016-2024), Dr. Tobias Markowitsch (seit 2024)