Verleihung des EUROPÄISCHEN KULTURERBE-SIEGELS

DAS EUROPÄISCHE KULTURERBE-SIEGEL

für die Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof und für 12 Gedenkstätten in BW an Standorten ehemaliger Außenlager

Ein Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und Hoffnung für Europa

„Ich wurde Europäer in den Lagern“ -Pierre Sudreau

          

Die Gedenkstätten im KZ-Komplex Natzweiler in Frankreich und Baden-Württemberg sind bei einer feierlichen Zeremonie am 26. März 2018 im bulgarischen Plovdiv mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet worden – als erstes transnationales Netzwerk der Erinnerung  in der Europäischen Union.  Neun historische Stätten, die die Ideale und Werte, die Geschichte und Integration Europas verkörpern wurden nominiert. Sie symbolisieren den Erhalt von Frieden, Freiheit, Toleranz und Solidarität – die Pfeiler auf denen die Europäische Union ruht. Am Antragsverfahren waren auf baden-württembergischer Seite neben dem Wirtschaftsministerium der im Wesentlichen ehrenamtlich getragene Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ Komplex Natzweiler (VGKN), die Landeszentrale für politische Bildung und das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt, auf französischer Seite das Kulturministerium, das Verteidigungsministerium sowie das Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers (CERD) am Hauptlager-Standort Natzweiler-Struthof. Eine international besetzte unabhängige Jury entschied kurz vor dem Auftakt des Europäischen Kulturerbejahres über die Vergabe des Siegels, welches zugleich die Arbeit der ehrenamtlich Engagierten an den Standorten der ehemaligen Außenlager auszeichnet.

In gemeinsamer Arbeit entstand die Fotoausstellung „Das Konzentrationslager Natzweiler und seine Außenlager auf beiden Seiten des Rheins“, die von deutschen und französischen Schülern gemachten Bilder zeigt, welche sie während des Besuches der Gedenkstätten machten. Ziel war es zum einen, eine objektive fotografische Erinnerung – sozusagen eine Dokumentation –  an die ehemaligen Außenlager des KZ Natzweiler zu erstellen (Gedenkstätten, historische Überreste, Gedenktafeln, Stelen, verbleibende Spuren, umgewandelte Stätten, geografische Umgebungen), zum anderen Fotos aus subjektiver Perspektive der Jugendlichen auf die Geschichte.

Ein weiteres Projekt befindet sich derzeit im Entstehen: Das Kunstprojekt „Fraternité / Brüderlichkeit“. Ziel dieses Projektes ist die grenzüberschreitende Auseinandersetzung mit dem Begriff der Brüderlichkeit. Die Häftlinge waren in den ehemaligen Konzentrationslagern durch ihr Schicksal brüderlich miteinander verbunden – es entstanden neue Bande unter den unterschiedlichen Nationen. 16 französische und 16 deutsche KünstlerInnen der Künstlervereinigung Quinz`Art und PLAKATWANDKUNST werden gemeinsam 16 großformatige Gemälde zu diesem Thema erschaffen, die in den Gedenkstätten ausgestellt werden und im Laufe der Zeit auf Wanderschaft in Deutschland und Frankreich gehen. Im Anschluss daran folgt das pädagogische Begleitprojekt. Zunächst werden Gruppen deutscher und französischer Jugendlicher aus Schulen in der Nähe der KZ-Natzweiler-Gedenkstätten diese besuchen und vor Ort über die historischen Hintergründe informiert. Im Anschluss werden dann Künstler aus dem Kunstprojekt die Jugendlichen an der Gedenkstätte besuchen und in einem gemeinsamen Workshop mit ihnen zur Thematik „Was bleibt? / Que reste t-il?“ kreativ tätig werden. Daraus sollen jugendliche Kunstwerke entstehen, die symbolisch für die Solidarität eines vereinten Europas stehen und den intensiven Austausch zwischen Kunst und Erinnerungskultur anregen.

Am 12.06.2018 werden bei der Feierstunde zum Europäischen Kulturerbe-Siegel im Haus der Wirtschaft in Stuttgart die Projekte vereint präsentiert und können im Rahmen einer großangelegten Ausstellung bis zum 06. Juli 2018 dort besucht werden. Danach werden alle Kunstwerke auf Wanderung gehen. . In Stuttgart wird zusätzlich ein Film das denkmalfachliche Erfassungsprojekt „Natzweiler Außenlager“ beleuchten; eine Begleitveranstaltung am 29. Juni lässt Projektbeteiligte aus beiden Ländern aus Sicht von Denkmalpflege, Kunst und Gedenkstätten zu Wort und Austausch auf ein Podium kommen. Im September/Oktober wandern dann 14 Groß-Kunstwerke sowie ausgewählte Arbeiten von Schüler/innen in die 14 französischen und deutschen Außenlager-Gedenkstätten auf beiden Seiten des Rheines.

Weitere Projekte, die noch Im Jahr 2018 entstehen werden sind eine internationale Häftlingsdatenbank sowie eine didaktische Toolbox, die Kulturvermittler/innen Handreichungen zur Beschäftigung mit dem Thema gibt. Daneben wird ein didaktischer Baukasten zum Thema „Europäische Bedeutung der Natzweiler-Gedenkstätten“ entwickelt, der Lehrer/innen auf beiden Rheinseiten zur Verfügung gestellt wird. Die Ergebnisse der Projekte fließen in ww.sharingheritage.de sowie in die Website www.denkmal-europa.de der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger ein.