Nationale Gedenkfeier am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof am 24. Juni 2018

Unter dem Vorsitz von Frau Geneviève Darrieusecq, Staatssekretärin des französischen Ministeriums der Armee, wurde die nationale Gedenkfeier am Sonntag, den 24. Juni 2018 am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof eröffnet.

In Anwesenheit der ehemaligen Deportierten und ihrer Familien und einem großen Publikum entzündete die Ministerin die „Flamme der Erinnerung“.

Der ehemalige Deportierte Pierre Rolinet, Ehrenpräsident der Amicale de Natzweiler, wandte sich an die bewegten Zuhörer:

„Die Welt ist erneut in der Krise, wir müssen immer wachsam bleiben, denn es bleibt noch viel zu tun. Trotzdem gibt es einen Hoffnungsschimmer, denn zum ersten Mal wird das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seine Außenlager mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Diese Auszeichnung zeigt, dass der europäische Widerstand, der sich gegen den Nazismus wand, es ermöglicht die Besucher über die Bedeutung eines Europas des Friedens und der Demokratie zum nachdenken anzuregen und den Gedanken des Friedens und der Demokratie zu fördern. Die Gedenkstätte ist Zeuge der ernstesten Verleugnung der demokratischen Werte der europäischen Geschichte und zugleich des Mutes derer, die sich dagegen gewehrt haben. „

Der Vertreter des Europarats Herr Matjas Gruden sprach über das Andenken an seine Familie, welche Opfer der nationalsozialistischen Repression in Slowenien wurden.

„Als ich ein Kind war, habe ich meine Großmutter gefragt, ob sie diejenigen hasst, die ihr Kind weggebracht haben.“ Sie sah mich überrascht, ein wenig traurig, sogar enttäuscht an. „Es gibt keine guten oder böse Nationen“ antwortete sie, „nur rechtschaffene Menschen, Menschen, die Herz haben und nach ihnen gibt es diejenigen, die hassen.“ So empfand meine meine Großmutter die Welt, eine slowenische Postbeamtin. Für mich ist dies auch die Botschaft des Europarates. „

In ihrer Rede erinnerte die Ministerin daran, dass die ersten Konvois der französischen Deportierten „Nacht und Nebel“ vor 75 Jahren im Juni 1943 ins Lager kamen:

„Die Nacht ist dunkel im Europa des Jahres 1943. Aber trotz der Gewalt des Totalitarismus, die den Kontinent, die Frauen und die Männer bedeckt haben keimt Hoffnung auf. Sie kamen aus dreißig Nationen. Sie waren Europäer. Überlebende, Deportierte, Hinterbliebende, ihr wart die Träger einer Nachricht für unsere Generation, ihr seid es immernoch für unsere Jugend von heute. Empfangt die Danksagung der Nation. Ihr, die Überträger der Erinnerung, ihr, die ihr nie aufgehört habt die Geschichte weiterzuerzählen. Sechs Schüler der Europäischen Schule in Straßburg haben ihre Botschaft in 6 Sprachen übermittelt:

„Heute hier zu sein, bedeutet, dass wir wollen, dass die Erinnerung nicht in Nacht und Nebel verschwindet, nicht verblasst im Angesicht der Rückkehr oder dem Fortbestehen fataler Ideen in der heutigen Freiheit. Deswegen sind wir sechs Schüler der Europäischen Schule in Straßburg hierher gekommen, um erneut die menschlichen Werte der Freiheit, der Demokratie, Grundlage des europäischen Gedankens, Grundlage des Kampfes dieser Männer und Frauen – gejagt, verhaftet, deportiert, interniert, weil sie sich gegen dieses fatalen Ideen erhoben haben – zu bekräftigen.“

Die Lieder des Widerstands, der „Chant des Marais“ und der „Chant des Partisans“, wurden von einer Gruppe von Studenten des Frison Roche College aus La Broque gesungen. Die Musik wurde von einer holländischen Militärkapelle aufgeführt.

Viele patriotische Vereinigungen und Gedenkstätten waren mit ihren Fahnenträgern vertreten. Sie legten auch Kränze nieder, genau wie auch die diplomatischen Vertreter der europäischen Länder.

Am Ende der Zeremonie wurde die monumentale Ausstellung der Kunstwerke „Fraternité/Brüderlichkeit“  eingeweiht.

 

Präsentation des Projekts „Fraternité/ Brüderlichkeit“: Luc Demissy, Quinz’Art, Projektkoordinator und Dr. Albrecht Dapp, Schatzmeister des Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ Komplex Natzweiler e.V. (VGKN)

Präsentation des Europäischen Kulturerbe-Siegels: Frédérique Neau-Dufour, Leiterin des CERD und Sybille Thelen, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB)

Bildnachweis: CSAD – Mutzig

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