Aufruf: Tragen Sie dazu bei, die Geschichte lebendig zu machen! Wir sammeln Objekte und Dokumente zum Lager Natzweiler und seinen Außenlagern

Sammeln

Bei der Eröffnung des Centre européen du résistant déporté im November 2005 wurde ein Verzeichnis der  in früheren Jahren  überlassenen Objekte angefertigt, diese bildeten den Grundstock der ersten Sammlung des Museums. Seitdem ist die Sammlung um zahlreiche weitere Objekte bereichert worden, die teils als Geschenke, teils als Leihgaben überlassen wurden. Die Sammlungen bestehen aus etwa 100 Textilien (Häftlingsanzüge, Fahnen, Wimpeln, Decken … ), vielen Dokumenten (Zeitzeugenaussagen, Briefen, Ausweisen der Résistance, Soldbüchern, Karteikarten, Flugblättern … ), heimlich im Lager angefertigten Gegenständen sowie Audio- und Video-Dokumenten, die mit der Geschichte von Häftlingen des Lagers Natzweiler verbunden sind.

Für die Zukunft bewahren

Jedes dieser Objekte legt Zeugnis vom Lebensweg eines Häftlings ab, und das CERD bemüht sich, sie so zu bewahren, dass dieses Zeugnis niemals erlischt. Jetzt, wo die letzten Zeitzeugen verschwinden, sind diese Objekte umso wertvoller. Sie überliefern die Erinnerung an eine vergangene Zeit, die sich mehr und mehr entfernt, und rufen junge Leute von heute zur Wachsamkeit auf.

Start einer neuen Sammlung

Zum ersten Mal ruft das CERD Einzelpersonen dazu auf, durch Objekte und Dokumente zur Geschichte des Lagers die Sammlung zu erweitern. Sie sollen die bereits konservierten Objekte bereichern und vervollständigen und  eine bessere Kenntnis des einzigen Konzentrationslagers auf heutigem französischem Boden ermöglichen. Die Dokumente oder Objekte, die wir  sammeln möchten, können von ganz verschiedener Art sein: Fotos, Briefe, Zeitzeugenberichte von Häftlingen, aber auch von anderen Personen oder Ereignissen, die mit der Geschichte des  Konzentrationslagers in Verbindung stehen.

Überlassen

Ob die Objekte dem CERD lediglich zum Fotografieren bzw. Digitalisieren überlassen und dann zurückgegeben werden oder ob sie dauerhaft in die Sammlung eingehen sollen, bestimmt allein ihr Besitzer.  Bei Geschenken wird das CERD im Rahmen einer vertraglichen Regelung für ihre dauerhafte Konservierung sorgen. Wenn der Geber sein Einverständnis erklärt hat, können die durch die Sammlung neu erworbenen Objekte auch in Ausstellungen oder Veröffentlichungen ins Licht gerückt werden.

Potentielle Geber werden gebeten, mit Sandrine Garcia, die für die Sammlung verantwortlich zeichnet, Kontakt aufzunehmen: sgarcia@struthof.fr, 00330388474458.

Objektgeschichte I:   Ein Dokument erhellt ein Leben

Dieses Dokument ist ein Geschenk der Familie Marlot aus dem Jahr 2009. Die Fülle von Informationen, die es enthält, macht es besonders interessant und wertvoll.
Es wurde im November 1950 vom Départements-Beauftragten der Organisations „Ceux de la Résistance“ verfasst und bescheinigt  Eugène Marlot, im Widerstand tätig gewesen zu sein; mithilfe dieser Bescheinigung konnte M. Marlot die Anerkennung als „Résistant Déporté“ erlangen.
Dieses Archivgut hat es uns ermöglicht,  die Widerstandsgeschichte von Eugène Marlot, ehemaliger Häftling des Lagers Natzweiler, nachzuzeichnen und so die Häftlingsnummer 6149 mit einem Namen zu verbinden.  Solche Dokumente sind eine wichtige Quelle, um die Geschichte des historischen Ortes und der Opfer des NS-Regimes wiederherzustellen. Sie zeigen aber auch, wie schwierig die Anerkennung nach dem Krieg war.

Eugène Marlot
wurde 1900 in Quincey geboren. Er war Landwirt, Turner-trainer, dann Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes. Später gründete er zusammen mit Jean Bouhey, der 1936 zum Abgeordneten gewählt worden war, das täglich erscheinende Informationsblatt „La Bourgogne républicaine“; er war für die Gewinnung von Korrespondenten, den Vertrieb und die Verteiler zuständig. Während der deutschen Besatzung schloss sich Marlot der Widerstandsbewegung an. Doch im Sommer 1943 wird Marlot, inzwischen verantwortlich für das regionale Netzwerk „Libération Nord“, verhaftet und zunächst ins Lager Natzweiler im Elsass, später nach  Dachau gebracht und dort im April 1945 befreit. 

Objektgeschichte II : Ein Geschenk zum Dank

Dieses Objekt wurde uns in den 80er Jahren von einem Einwohner von Obernai übergeben. Es zeigt, dass zwischen Häftlingen und der lokalen Bevölkerung Beziehungen bestanden,  so dass Solidarität keimte, aber auch die Kunstfertigkeit, die sich in den Lagern im Verborgenen entwickelte.

Dieses wunderschöne Modell eines Segelschiffs wurde von einem Häftling angefertigt, der im Natzweiler-Außenlager Obernai im Park von Hell gefangen war und dort als Zwangsarbeiter beim Gebäudeunterhalt beschäftigt war. Bei der Evakuierung des Lagers im Herbst 1944 schenkte der Häftling, dessen Name unbekannt ist, das Segelschiff einem Einwohner von Obernai – als Dank dafür, dass dieser ihm Nahrungsmittel beschafft hatte und damit riskierte, selbst verhaftet  oder deportiert zu werden.